Gibt es Bienen, die gegen Varroa-Milben resistent sind?
Die Varroa-Milben können ganze Bienenvölker zerstören. Das ist ein Angriff auf unser Öko-System und Artenvielfalt. Während östliche Bienenvölker schon seit langem effektive Abwehrmechanismen entwickelt haben, erwischte es die westlichen Bienenvölker mit voller Wucht. In speziell ausgewählten Zuchtprogrammen entwickelten Honigbienen eine gewisse Resistenz gegenüber der Varroa-Milbe.
Wilde Bienenvölker für die Resistenzzucht
In unterschiedlichen Teilen dieser Welt gibt es durchaus Bienenvölker, die eine gewisse Resistenz gegenüber Varroa-Milben entwickelt haben. Sie sind oftmals in isolierten, meist tropischen Regionen zu finden. Es sind wilde Bienenvölker, die ohne Imker auskommen. Sie haben eine natürliche Resistenz gegenüber der Varroa-Milbe entwickelt. Sie liefern wichtiges genetisches Material für die Resistenzzucht.
Wilde Bienenvölker auf Barbados und Antigua könnten sich nach einem dramatischen Varro-Befall wieder erholen. Die Primorski Bienen aus Ostrussland wurden wegen ihrer Varroa-Resistenz weiter gezüchtet und auch die afrikanisierten Bienen in Südamerika und in Teilen des Südens der USA setzen sich dem Befall der Milben entgegen.
Was bedeutet VSH?
Unter VSH wird Varroa Sensible Hygiene verstanden. Das ist eine effiziente Methode, die infizierte Brut zu entfernen, so wie es die asiatische Honigbiene macht.
Um zu verstehen wie VSH funktioniert, zeigen wir euch zuerst wie sich die Varroa Milbe einnistet und vermehrt. Anschließend erfahrt ihr wie sich Bienen verhalten, die das Varroa sensible Hygiene-Merkmal geerbt haben.
Normale Reproduktion der Varroa-Milbe
Die Bienenkönigin legt ein Ei, das sich zu einer Larve entwickelt und von einer Arbeiterbiene gefüttert wird. Dabei wandert eine erwachsene Varroa-Milbe in die Zelle, die kurz darauf von der Arbeiterbiene geschlossen wird. Die Reproduktion der Milbe beginnt. Aus dem ersten Ei schlüpft ein Männchen aus den folgenden Eiern Weibchen. Die Varroa-Milbe vermehrt sich ungehindert in der Larve. Sobald die Jungbienen schlüpfen, verlassen sie den Bienenstock mit erwachsenen Varroa-Milben.
Was passiert bei Bienen mit Varroa sensible Hygiene-Merkmal?
Die weibliche Varroa-Milbe dringt wie üblich in die Zelle ein und beginnt mit der Fortpflanzung. Arbeiterbienen mit dem VSH-Merkmal erkennen, dass sich hinter der geschlossenen Zelle eine Varroa-Milbe befindet. Ob diese Bienen den Geruch der reproduzierenden Varroa, den ihrer Nachkommen oder der beschädigten Larve wahrnehmen, ist noch nicht bekannt. Die Arbeiterbienen öffnen die Zelle und entfernen die Puppe mit der Varroa-Milbe. Das verhindert die Vermehrung.
Mittlerweile ist bekannt, dass das VSH-Merkmal sehr effizient ist. Kommt eine infizierte Brut aus einer nicht-VSH-Kolonie in eine VSH-Kolonie, werden circa 90 Prozent der Varroa-Milben erkannt und entfernt. Ebenso sinkt die Milbenzahl deutlich, wenn eine VSH-Königin eingesetzt wird.
Was hilft noch gegen Varroa-Milben?
Es gibt verschiedene Ansätze wie die Reproduktion der Varroa-Milbe verhindert oder dezimiert werden kann. Nachfolgend einige Ansätze und Erkenntnisse in der Forschung:
- Ansätze und Erkenntnisse für die Brut der Bienen
- Merkmale für erwachsene Bienen
Nachfolgend zunächst die Ansätze für die Brut der Bienen:
Postcap Dauer
Die asiatische Honigbiene ist kleiner als die westliche Honigbiene und hat deswegen auch eine kürzer geschlossene Zellenbrut (Postcap). Das hat zur Folge, dass weniger Varroa-Töchter erwachsen sind, zu dem Zeitpunkt als die Biene die Zelle verlässt. Es hat sich gezeigt, dass in kleineren Zellen kleinere Bienen schlüpfen, die eine kürzere Postcap-Periode benötigen. Für die Varroa-Milbe ist es in diesem Zeitfenster schwierig reife Milben zu produzieren. Zu diesem Aspekt wird noch geforscht.
Nicht-Entwicklung in der Brut
In einigen Bienenkolonien konnte eine relativ hohe Anzahl von Milben festgestellt werden, die sich jedoch nicht reproduzieren können. Warum das so ist, konnte bisher noch nicht geklärt werden.
Recapping
Hiermit wird das Öffnen und Schließen der infizierten Brut bezeichnet. Die Varroa-Milbe wird in diesem Fall nicht entfernt, aber anscheinend in der Reproduktion gestört. Dadurch produziert sie weniger fruchtbare Varroa-Töchter. Vermutlich ist das eine Abwandlung des VSH-Verhaltens.
Temperaturschwankungen
Forschungen haben gezeigt, dass sich Varroa-Milben bei niedriger Temperatur schneller reproduzieren können. In tropischen Klimaregionen ist es wärmer, was wahrscheinlich die Entwicklung der Varroa-Milben verringert. Ganz klar ist dieses Merkmal jedoch noch nicht, denn Bienenvölker mit kleinen Zellen haben ein kompakteres und somit wärmeres Brutnest.
Nun kommen wir zu den Merkmale von erwachsenen Bienen
Tötung oder Schädigung der Milbe durch die Biene
In verschiedenen Bienenvölkern konnte beobachtet werden, dass die Biene den Körper der Varroa-Milbe beschädigt oder ihr ein Bein abbeißt. Inwieweit sich das auswirkt, muss noch mehr erforscht werden.
Pflege
Besonders bei den asiatischen Honigbienen konnte beobachtet werden, dass die Biene selbst oder eine Schwesterbiene die Milbe entfernt. Das bringt die Varroa-Milbe in Gefahr, denn sie kann sich nicht mehr so gut an den Rähmchen festhalten und somit den Kontakt zu den Bienen.
Neue Sorte Honigbienen?
Nach über 20 Jahren Forschung haben die Wissenschaftler der britischen University of Exeter und der US-Universität von Louisiana offenbar einen Durchbruch erzielt. Sie haben gezielt eine Bienenrasse (Pol-line) gezüchtet, die deutlich resistenter gegenüber Varroa-Milben ist. Bei den Standardbienen überlebten nur 26 Prozent den Winter, während es bei den gezüchteten Bienen 60 Prozent waren. Ein Überwintern der Kolonien ist für den Imker sehr wichtig, denn die Bienen müssen im Frühling die Blüten bestäuben.
Die derzeitigen Methoden zur Kontrolle der Milben (sie übertragen auch Krankheiten) hatten bisher nur sehr mäßigen Erfolg. Ebenso wurden die Milben gegenüber den eingesetzten chemischen Mitteln immer resistenter. Der Studienautor Thomas O’Shea-Wheller bezeichnet dies als tickende Zeitbombe. Mit dieser Studie zur Züchtung neuer Bienensorten gebe es ein nachhaltiges und natürliches Mittel gegen die Varroa-Milbe.
Diese Forschung ist sehr wichtig, denn die Biene ist in unserem Öko-System unverzichtbar. Alleine die Bestäubung von Früchten durch die Biene sorgt in den USA für einen Wert von 50 Milliarden Dollar.