Bienensterben – Alarmstufe Rot
Warum regen sich alle wegen dem Bienensterben auf? Na und, dann gibt es halt kein Frühstücksbrötchen mehr mit Honig. Wenn es nur das wäre. Das Bienensterben schadet nicht nur den kleinen Bienen, sondern vor allem uns Menschen.
Neben Schwein und Rind sind die Bienen das drittwichtigste Nutztier in Deutschland. Sie produzieren Honig, der jedoch nur ein leckeres Nebenprodukt ist. Die wichtigste Aufgabe von Bienen ist die Bestäubung von Obstbäumen und wichtigen Kulturpflanzen. Der ökonomische Nutzen von der Bestäubung von Agrarpflanzen ist enorm. Laut einer Studie von deutschen und französischen Wissenschaftlern sorgen Insekten wie Bienen für einen weltweiten wirtschaftlichen Nutzen von circa 153 Milliarden Euro. In Deutschland beträgt der ökonomische Nutzen laut dem Deutschen Imkerbund etwa 2 Milliarden Euro jährlich.
Es geht also uns allen etwas an, ob Bienen sterben oder nicht. Doch was sind die Ursachen? In manchen Gebieten sterben vermehrt Bienenvölker und die Ursache ist meist unbekannt. Forscher vermuten mehrere Ursachen:
Insektizide
Pflanzenschutzmittel sind zwar nicht unmittelbar tödlich für Bienen, dennoch können sie ihnen schaden. Offenbar wirken sich Mittel negativ auf die Bienen aus, die zur Saatgutbehandlung und –reinigung verwendet werden.
Kommen Bienen mit diesen Insektiziden in Kontakt verlieren sie die Orientierung und finden deshalb nicht mehr zum Bienenstock zurück. Dieser sogenannte Bienenkollaps wird „Colony Collapse Disorder“ genannt. Besonders wird dieses Phänomen in den USA seit dem Jahr 2007 beobachtet. Da die Arbeiterbienen nicht mehr zum Bienenstock zurückkehren und somit die Versorgung des ganzen Bienenvolkes sicherstellen, stirbt nach und nach das Bienenvolk. Zurück bleiben nur die Königin und wenige Arbeiterbienen, die nicht mehr fressen, die Brut vernachlässigen und wenig später außerhalb des Bienenstocks sterben.
Die EU-Kommission hat 2013 den Einsatz von drei Insektiziden, die für den Anbau von Sonnenblumen, Raps, Mais und Baumwolle genutzt werden, verboten. Dabei handelt es sich um Neonicotinoide. Drei Konzerne, die diese Insektizide produzieren klagten gegen dieses Verbot (BASF, Bayer, Syngenta). Ab dem Jahre 2018 entschieden die EU-Staaten jedoch endgültig, dass die drei Neonikotinoide wie Imidacloprid, Thiamethoxam und Clothianidin nicht mehr zur Saatgutbehandlung verwendet und auf europäischen Äckern versprüht werden dürfen. Allerdings sind noch weitere Neonikotinoide in der EU zugelassen und die drei verbotenen Neonikotinoide sind in Gewächshäusern weiterhin erlaubt.
Varroa-Milbe
Der gefährlichste Feind der Bienen ist die Varroa-Milbe. Vermutlich gelangte sie in den 1970-er Jahren mit importierten Bienen aus Ostasien nach Europa. Als Hauptgrund für das Bienensterben gilt mittlerweile die Varroa-Milbe. Durchschnittlich sterben jährlich etwa 15 Prozent der Bienenvölker durch den Milbenbefall.
Ein Milbenbefall des Bienenstocks ist meist fatal. Die Bienen-Brut zeigt Entwicklungsstörungen und stirbt ziemlich rasch nach dem Schlüpfen. Bei den erwachsenen Bienen ist das Immunsystem geschwächt und die Entgiftung funktioniert nicht mehr. Sie sind zudem anfälliger gegen Pestizide und gegen Viren und Bakterien, die durch die Varroa-Milben zusätzlich eingeschleppt werden. Viele Bienenstöcke schaffen es aus diesen Gründen nicht über den Winter.
Auch der Winter spielt bei einem Varroa-Befall eine Rolle. Ist der Milbenanteil vor dem Winter zu hoch, überlebt das Bienenvolk nicht. Bei einem geringen Anteil von Milben kann das Bienenvolk überleben. Ist es ein langer und kalter Winter, startet die Blühsaison und die Bienenzeit später. Dadurch ist die Zeit kürzer, in der sich die Varroa-Milben bis zum nächsten Winter vermehren können.
Seit Jahrzehnten wird auf dem Gebiet des Varroa-Milbenbefalls geforscht. Bisher vermuteten die Forscher, dass die Milbe den Bienen die Hämolymphe aussaugt (Körperflüssigkeit). Eine neue Studie brachte jedoch hervor, dass die Varroa-Milbe den Fettkörper der Biene anzapft. Das Organ wird als Leber der Biene bezeichnet. Sie stärkt das Immunsystem, speichert Nahrung und entgiftet den Organismus.
Die Forscher setzen bei der Parasiten-Bekämpfung vor allem auf natürliche Abwehrkräfte der Bienen. Völker, die besser mit der Varroa-Milbe fertig werden, sollten gezielt vermehrt werden. Befallene Brutzellen sollen von den Imkern schnell gereinigt werden. Ein anderes Mittel wäre die Teilung der Bienenstämme. Dadurch wird der Entwicklungszyklus der Parasiten unterbrochen.
Nach 2 Jahren Forschung der Universität Hohenheim war klar, das Lithiumchlorid tödlich für Varroa-Milben sind. Der Wirkstoff wird bei Menschen bei Depressionen eingesetzt. Allerdings ist er noch nicht für die Parasiten-Bekämpfung zugelassen und noch nicht eingehend erforscht.
Die meisten Imker arbeiten der Varroa-Milbe gezielt entgegen, indem das Volk zweimal jährlich mit natürlichen Säuren behandelt wird. Diese zwei Säurebehandlungen erfolgen nach der Honigernte, um einen Rückstand oder Übergang in den Honig zu verhindern. Die erste Behandlung erfolgt im Herbst mittels Ameisensäure und beseitigt den Großteil der Milben in der Brut, eine Weitere Winterbehandlung durch Oxalsäure hält den Milbenbefall im Winter auf einem Minumum, sodass das Bienenvplk sich im Frühjahr sehr gut entwickeln kann.
Schwache Immunabwehr
Forscher haben herausgefunden, dass die heutige Honigbiene anfälliger gegenüber Parasiten und Krankheiten ist. Das deutet auf eine geschwächte Immunabwehr hin. Da das Immunsystem von Bienen so gut wie nicht erforscht ist, können die Wissenschaftler nur vermuten, welche Ursachen infrage kommen. Ist es ein neuer Virus oder sind die Monokulturen schuld?
Für eine eingehende Forschung braucht die Wissenschaft beständig neue Bienenlarven. Doch im Winter ist Schluss damit. Mit der hochmodernen Technik eines Bienenflugraums haben die Forscher nun genügend Bienenlarven für die wissenschaftlichen Untersuchungen. Dieser Raum schafft das ganze Jahr über optimale Bedingungen von mehr als 20 Grad und 60 Prozent Luftfeuchtigkeit. Sogar der Tagesverlauf der Sonne sowie die Morgen- und Abenddämmerung werden simuliert. Das schafft für die Bienenkönigin optimale Voraussetzungen, um das ganze Jahr über brüten zu können.
Die wissenschaftlichen Ergebnisse bringen vielleicht einen Bienenstamm mit großer Abwehrkraft hervor.
Einen kleinen Beitrag können wir selbst leisten, indem wir einen insektenfreundlichen Garten gestalten.